Wir zeigen Mädchen eine Welt voller Möglichkeiten.

Madlaina (14): Berufswahl, Energieräuber und Kraftquellen

Was beschäftigt Mädchen und junge Frauen in der Schweiz? Dieser Beitrag markiert den Auftakt einer aufregenden neuen Serie, in der wir ihnen eine Stimme verleihen möchten. Wir wollen ihre Perspektiven, Erfahrungen und Meinungen einbeziehen, um eine vielfältige und inklusive Diskussion zu fördern. KALEIO-Schnupperpraktikantin Madlaina (14) macht den Anfang und gewährt drei Einblicke in ihr Leben.

Was will ich werden?

Manche wissen schon mit 5 Jahren, dass sie Ärzt:in werden wollen. Ob sie es schaffen oder ob sie es wirklich wollen (nicht nur ihr Umfeld oder die Wunschvorstellung ihrer Eltern), ist eine andere Frage. In der Primarschule heisst es: «Du hast ja noch Zeit.» Doch irgendwann in der Oberstufe heisst es: «Und? Was willst du werden?» Wenn du den Erwartungen der Person nicht entsprichst oder sie sich irgendwas anderes, «irgendwas Besseres» vorstellt, dann kriegst du das auch manchmal zu spüren. Als Kind wollte ich Technikerin oder Schauspielerin werden, mit der Zeit konnte ich diese Berufe ausschliessen. Schauspielern macht mir Spass, aber ich schreibe viel lieber. (So, wie ich es zum Beispiel gerade tue.)

Wenn ich an meine Berufswahl denke, kriege ich Angst. Es gibt so viele Möglichkeiten … Wie soll ich mich entscheiden? Was will ich werden? Durch Schnuppertage und auch das Fragen verschiedener Erwachsenen wurde mir klar: Erstens, dieser Druck, den man sich macht, ist schlussendlich unwichtig, weil die Wenigsten bleiben für immer in dem Beruf, den sie als Erstes gelernt haben (Stichwort Quereinsteiger:in). Zweitens gibt es verschiedene Möglichkeiten, um zum gleichen oder ähnlichen Ziel zu kommen. Die einen Wege dauern länger als die anderen.

Schwierig wird es aber leider, wenn man in eine Rolle gedrängt wird, dass passiert leider auch manchmal unbewusst. Stichwort: Mädchen sind schlecht in Mathe und gut in Sprachen. Jungs umgekehrt. Ich berichte mal von meinen Erfahrungen: Als ich in der Primarschule war, ist mir dieses Klischee nicht begegnet. Es war so ziemlich ausgeglichen. Dann, in der Oberstufe, gab es so ein paar Sprüche zum Klischee … Es waren einfach verschiedene äussere Einflüsse, Sprüche wie zum Beispiel: «Mathe ist nichts für Mädchen und Technik verstehen sie sowieso nicht.» Rückblickend ist mir aufgefallen: Ich wollte früher Technikerin werden. Ich habe Technik verstanden, aber irgendwann mit der Zeit und durch Sprüche habe ich einfach aufgehört, mich für «solche uninteressanten Themen» zu interessieren. Es ist schade, dass die Berufswahl immer noch so geschlechterspezifisch ist. Beispiel: der Zukunftstag. Beim Zukunftstag in Basel-Stadt gibt es die Möglichkeit, sich für einen Beruf des anderen Geschlechts anzumelden. Das ist ja eine gute Möglichkeit, um feste Rollenbilder zu durchmischen. Leider werden Berufe dabei in zwei Kategorien eingeteilt: Frau und Mann. Dabei wird völlig ausser Acht gelassen, dass diese Einteilung eben solche Eindrücke hinterlassen wie: «Ich bin ein Mädchen, ich soll mich nicht für Mathe interessieren.» 

Was gibt mir Kraft?

Ob Tests, Stress oder zu wenig geschlafen, aber auch Vergleiche durch Social Media oder dass man sich anschaut und denkt: «Ihh, meine Haare sind wieder mal so hässlich.» Alles, wirklich alles kann an den Kräften zehren. Bei mir ist es vor allem Stress und manchmal meine Unsicherheit. Früher hatte ich nicht so ein Problem mit meinen Haaren, aber leider habe ich so Kommentare bekommen wie: «Deine Haare sind fettig, dusch doch mal.» Durch diese Kommentare hasse ich es, wenn ich über mehrere Tage meine Haare nicht waschen kann. Durch das Färben von meinen Haaren sind die Haarspitzen kaputtgegangen. Ich akzeptiere es, aber wenn jemand einen Spruch über meine Haare macht oder über meine Persönlichkeit oder über sonst irgendwas, das ich mag oder das mir wichtig ist, dann werde ich unsicher … In solchen Momenten ist es wichtig, beantworten zu können: Was gibt mir Kraft?

Ich kann verschiedene Antworten geben, nicht immer gibt mir das Gleiche die Kraft, die ich brauche. Manchmal ist es Ruhe, allein sein oder Musik hören. Manchmal ist es schlafen, weinen oder schreien. Bei solchen Dingen lade ich bewusst meine Energie und meine Kraftbatterie auf. Wenn ich unsicher bin mit meinen Haaren wegen der ausgewaschenen Farbe, dann färbe ich sie nach. Am häufigsten geben mir aber unbewusste Dinge Kraft. Einmal musste ich lange für einen Test lernen, deshalb war es schon später als üblich. Ich fühlte mich kraftlos und wollte einfach nur schlafen, damit ich genügend Energie für den Test am nächsten Morgen habe. Fünf Minuten nachdem ich das Licht abgeschaltet hatte, kam meine Schwester ohne anzuklopfen ins Zimmer. Genervt fauchte ich: «Lass mich doch schlafen!» Doch obwohl sie mich genervt hat und nur wenige Minuten mit mir geredet hat, schaffte sie es, dass ich mich danach ein wenig aufgeladen fühlte. Kleine Dinge, wie ein Gespräch oder eine Umarmung, laden meine Energie meist mehr auf, als wenn ich bewusst etwas mache, damit ich wieder Kraft habe.

Tagebuchschreiben

Ich weiss nicht, ob du in der Phase bist: «Tagebuchschreiben ist voll langweilig, das machen nur Verlierer:innen.» Aber manchmal gibt es Momente, in denen mein Kopf so voll ist. Darum möchte ich ein wenig erzählen, wieso mir das Aufschreiben von Dingen hilft, meine Gedanken zu sortieren. Wenn es dich nicht interessiert, wie ich mich durchs Tagebuchschreiben besser fühle, oder wenn du Tagebuchschreiben langweilig findest, dann lies doch diesen spannenden Artikel von KALEIO.  

Liebes Tagebuch (schlechter Start: Ich habe schon seit Monaten nicht mehr geschrieben)

Liebes KALEIO und liebe Leser:innen

Oft denke ich zu viel nach. Manchmal ist dann mein Kopf sooo voll und um mir alles ein wenig klarer zu machen, schreibe ich alle Dinge auf, die in meinem Kopf umhergeistern. So kriege ich einen Überblick und merke auch, was mir besonders wichtig ist. So merke ich auch, wie lange etwas schon nicht ausgesprochen wurde, dann kann ich mit einer Person, die mir wichtig ist, darüber reden. Manchmal genügt aber nur schon das Aufschreiben von Dingen, damit ich sie vergessen kann. Du kannst auch etwas malen oder etwas anderes tun, damit du loslassen kannst.

Bis später, wenn etwas in deinem Herzen rumschwirrt oder in deinem Kopf umhergeistert, vielleicht probierst du dann auch, deine Gedanken zu ordnen!

Madlaina

PS: Ja, Tagebuch ist der falsche Begriff. Oder schreibst du wirklich jeden Tag?


Wenn du deine eigene Stimme einbringen möchtest, kontaktiere uns unter: kaleio@kaleiomag.ch. Wir freuen uns darauf, von dir zu hören!

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