Wir zeigen Mädchen eine Welt voller Möglichkeiten.

Warum die Schweiz reif für Kosmonautinnen ist

«Was hältst du von diesem Magazin?» Das fragte mich meine Freundin Marta letzten Winter bei einer Tasse Tee. Dabei hielt sie mir gleich mehrere Ausgaben des polnischen Magazins KOSMOS für Mädchen unter die Nase. Da ich wie sie Polnisch spreche, überflog ich die Hefte. Mein erster Gedanke: Toll! Wunderschöne Illustrationen. Grossartige Themen. Viel Wissenswertes über die Umwelt und Gesellschaft. Starke Vorbilder. So etwas hätte ich sicher gerne gelesen, als ich noch ein Mädchen war.

Entstanden ist das Magazin 2017 in Polen. Auf Initiative von neun Frauen, die genug hatten von klischierten Mädchenheftchen voller Schminktipps. «Glaubst du, dass es auch in der Schweiz ein solches Magazin für Mädchen braucht, so wie in Polen?» Martas zweite Frage konnte ich nicht so schnell beantworten. Ich habe keine Kinder und persönlich fühle ich mich emanzipiert und unabhängig. Ich riet Marta deshalb, mit einer Sekundarlehrerin an einer «Brennpunkt-Schule» in Basel und mit einer Bekannten, die lange für eine Frauenorganisation in Zürich gearbeitet hatte, zu sprechen. Ihre Antworten waren klar und deutlich: Unbedingt braucht es das.

Wegen des Corona-Lockdowns fand die erste Sitzung auf der grünen Wiese statt.

Also machten wir uns an die Arbeit, gemeinsam mit Laura und Cyrielle. Mitten im Corona-Lockdown. Was zunächst wie ein Riesennachteil aussah, stellte sich für unser Projekt als Glücksfall heraus. Durch das Wegbrechen des sozialen Lebens hatten wir neben unseren Jobs genug Zeit und Energie, uns voll und ganz dem KOSMOS-Projekt zu widmen.

Seit Monaten beschäftigen wir uns nun damit, Interviews mit Protagonistinnen aus der Schweiz zu führen, Inhalte zu übersetzen, anzupassen und neu zu schreiben, Statuten zu verfassen und einen Verein sowie eine Genossenschaft zu gründen, eine geeignete Druckerei zu suchen, Geld aufzutreiben, Schriftstellerinnen und Comic-Autorinnen zu kontaktieren, Kontakt zu potenziellen Abnehmerinnen zu knüpfen, unseren Auftritt im Internet aufzugleisen und so weiter und so fort.

Das bedeutet auch, dass wir seit Monaten mit total unterschiedlichen Leuten immer wieder auf dieselbe Kernfrage zu sprechen kommen: Wieso braucht es ein Magazin, das Mädchen nicht nur Wissen über sich und ihre Umwelt vermittelt, sondern sie vor allem darin unterstützt, ein positives Selbstbild beizubehalten und selbstbewusst, neugierig und aktiv ihr Leben zu gestalten?

Endlich fuhren die Züge wieder und Cyrielle (2 v.l.) konnte aus Lausanne anreisen.

Väter und Mütter berichten uns davon, wie eintönig beziehungsweise in zwei Welten aufgeteilt die Spielsachen und Bücher für Kinder oftmals sind. Entwicklungspsychologinnen, Pädagoginnen und Soziologinnen erzählen, dass Mädchen (und Jungs) immer noch sehr oft, in der Schule und zu Hause, in einer Umgebung aufwachsen, die dem Mädchen-Sein ganz bestimmte Attribute zuschreibt. Mädchen seien demnach vor allem lieb, ruhig, hilfsbereit und mögen Rosa.

Gegen solche Charaktereigenschaften haben wir absolut nichts einzuwenden. Aber sie sollten nicht per se von einem Mädchen vorausgesetzt werden. Und sie dürfen andere Eigenschaften nicht ausschliessen. Lieb und laut? Hilfsbereit und ehrgeizig? Ruhig und stark? Passt zusammen, finden wir.

Meistens finden unsere Besprechungen aber doch per Skype statt. Vor allem, wenn es schnell gehen muss.

Hinderliche geschlechterspezifische Erwartungs- und Vorbildhaltungen, die auch in der Schweiz immer noch stark vorherrschen, prägen Kinder und beeinflussen ihre Entwicklung. Unser Beitrag, damit sich das ändert, ist also das Magazin KALEIO für Mädchen (und den Rest der Welt). Ein gedrucktes, qualitativ hochstehendes Produkt für eine klar definierte Altersgruppe soll es sein, sechsmal im Jahr soll es auf Deutsch und Französisch erscheinen und Mädchen in der ganzen Schweiz ansprechen und zusammenbringen. Damit sie den Weg einschlagen können, der ihren persönlichen Stärken und Neigungen entspricht und nicht einen, der ihnen durch starre Rollenvorbilder und Geschlechterklischees vorgeben wird.

Ein Himmelfahrtskommando? Wir glauben nicht, auch wenn wir noch einen langen Weg vor uns haben, bis unser Traum Wirklichkeit wird und das Magazin in die Briefkästen flattert. Ende Dezember soll es so weit sein. Pünktlich auf das Jubiläumsjahr hin, 50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts in der Schweiz, wollen wir mit KALEIO für Mädchen (und den Rest der Welt) auch Mädchen eine Stimme geben.

Verwandte Artikel:

Schliessen
Warenkorb (0)

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb. Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.



Language