Collage Titelbild: © Anna Lach-Serediuk
Ist dir dieses Bild vertraut: Es ist Pause und eine Gruppe von Jungs spielt Fussball, sie rufen sich Kommandos zu, kämpfen um den Ball, feuern sich gegenseitig an. Am Rand stehen ein paar Mädchen, die nicht mitspielen. «Ist ja eh nur für die Jungs», sagen sie. Und genau hier beginnt das Problem.
Sport ist für alle da – doch in der Realität sieht es oft anders aus. Studien zeigen: Mädchen treiben weniger Sport als Jungen, besonders im organisierten Rahmen. Sie verlieren früher das Interesse, fühlen sich unsicher oder finden kein passendes Angebot. Ein Missstand mit weitreichenden Folgen. Denn Sport und Bewegung wirken sich positiv auf Körper und Psyche aus und können das Selbstbewusstsein fördern. Je aktiver ein Kind ist, desto höher ist seine Lebensqualität.
1. Warum treiben Mädchen weniger Sport?
Die Gründe für die geringere sportliche Aktivität der Mädchen sind vielfältig:
- Fehlende Vorbilder: Laut KIM-Studie (2022) nennen 54 % der Jungen ein sportliches Vorbild – bei Mädchen sind es gerade mal 5 %. Ohne Identifikation fehlt der Zugang.
- Gesellschaftliche Stereotype: Viele Sportarten gelten nach wie vor als «männlich» oder «weiblich». Das schränkt Mädchen ein.
- Frühe Abnahme der Aktivität: Schon vor der Pubertät ziehen sich Mädchen aus sportlichen Aktivitäten zurück – oft Jahre früher als Jungs.
- Soziale und familiäre Barrieren: Besonders Mädchen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien oder mit Migrationshintergrund haben schlechteren Zugang zu Sport.
Forscher:innen und Sportpädagog:innen empfehlen deshalb, Mädchen und junge Frauen – besonders mit Migrationshintergrund – gezielt zu fördern.
2. Deine Rolle als Lehrperson
Gerade weil viele Mädchen nicht im Verein Sport treiben, ist der Schulsport oft ihre wichtigste – oder einzige – Bewegungsquelle. Du hast als Lehrperson eine zentrale Rolle: Du entscheidest mit, ob Mädchen eine positive oder distanzierende Erfahrung mit Sport machen. Die Schule bietet Raum für geschützte Gruppen, neue Bewegungsformen und ganz viel Mut-Machen.
3. Was Mädchen sich wünschen – und brauchen
Die Forschung zeigt, dass Mädchen …
… abwechslungsreiche, polysportive Angebote mögen.
… Sport mit Freundinnen erleben wollen – die soziale Komponente steht oft im Vordergrund.
… sich entwickeln möchten, aber ohne ständigen Leistungs- und Wettkampfdruck.
… besonders in der Pubertät sich wohler in geschützten Mädchengruppen fühlen.
… oftmals mitgestalten wollen, etwa als Junior-Coachin, oder mitentscheiden, was gemacht wird.
4. Das kannst du tun
Mädchenräume schaffen
Gerade in der Pubertät hilft es, wenn Mädchen unter sich trainieren können. Das nimmt Druck raus und stärkt das Gruppengefühl.
Vorbilder sichtbar machen
Zeig deinen Schülerinnen starke Sportlerinnen – ob in Videos, durch Besuche oder persönliche Geschichten. Identifikation motiviert.
👉 Greif zum KALEIO-Magazin Nummer 27 «Sport» und lerne mit deinen Schülerinnen sportlich aktive Mädchen und Frauen kennen.
Neue Sportarten anbieten
Fussball, Handball oder Kampfsport? Unbedingt! Indem du Mädchen vermeintlich «männliche» Sportarten näherbringst, öffnest du den Fächer an Sportarten, für die sie sich begeistern könnten.
👉 Konkrete Tipps, wie du das angehst, findest du hier.
Druck rausnehmen
Leg den Fokus auf Spass und Fortschritt – nicht auf Sieg oder Vergleich. Das motiviert langfristig.
Freundschaften nutzen
Wenn die beste Freundin mitmacht, steigt die Chance, dass ein Mädchen dabeibleibt. Nutze das für Gruppenbildung.
Anbindung an Vereine schaffen
Organisiere Schnuppertrainings oder kleine Events mit Vereinen. So fällt der Übergang in den organisierten Sport leichter.