Wir zeigen Mädchen eine Welt voller Möglichkeiten.

Wer kennt Katharina von Wattenwyl?

Dürfen wir vorstellen: «Kira und Kooki». So der Name des neuen Kaleio-Comics von der Lausanner Illustratorin Mireille Lachausse. Dank der künstlichen Intelligenz namens Kooki reist das Mädchen Kira in die Vergangenheit und erlebt im Fortsetzungscomic eine Menge Abenteuer. Dabei macht sie die Bekanntschaft mit berühmten und weniger berühmten Frauen, die die Geschicke der Schweiz mitbestimmt haben. Zum Beispiel mit Katharina von Wattenwyl.

Dieser Comic stand von Anfang an ganz hoch auf unserer Prioritätenliste. Eine perfekte Form, wie wir finden, um auf unterhaltsame Art und Weise den Leser*innen zu zeigen, dass Geschichte auch von Frauen mitbestimmt wurde. Klar, Königin Elisabeth I. faszinierte schon immer. Aber abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen hinterlassen Schulunterricht und Geschichtsbücher oftmals den Eindruck, dass es stets nur Männer waren, die Geschichte schrieben. 

Dass in vielen Köpfen Geschichte immer noch automatisch vor allem mit männlichen Akteuren gleichgesetzt wird, das beobachtet auch die Mediävistin Annalena Müller von der Universität Fribourg. «Viele gehen davon aus, dass das Mittelalter patriarchal war. Dabei konnten Frauen in dieser Epoche ähnlich Macht ausüben wie Männer.» So regierte beispielsweise die Äbtissin des Fraumünsters über ein sehr grosses Gebiet und sprach sogar Recht. 

Den Grund dafür sieht Müller darin, wie Geschichte immer noch von vielen verstanden wird. Nämlich als Schlachten, die gefochten und Kriege, die geführt werden. «Wenn wir uns aber vergegenwärtigen, dass Geschichte auch Politik und Diplomatie bedeutet, dann verändert sich das Bild», sagt Müller und verweist etwa auf Eheschliessungen bei Adligen. Schliesslich hätten stets beide Ehegatten politische Interessen mit der Ehe verfolgt.

Die vielen Briefe zwischen der Habsburger Herrscherin Maria Theresia und ihrer Tochter Marie Antoinette wiederum zeigten, wie viel Politisches die beiden Frauen miteinander besprachen und wie sie im Hintergrund die Fäden zogen. 

Umso mehr freut es Müller, dass das Interesse an weiblichen Akteurinnen bei den Studierenden und jüngeren Historiker*innen gross ist. Denn in den Archiven lägen noch viele ungesichtetes Material über und von Frauen. «Da gibt es noch sehr viel Grundlagenarbeit zu machen.»  

«Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ist es zu eng, einfach nach weiblichen historischen Akteurinnen zu forschen und die dann zum Geschichtsbild dazu addieren», mahnt Claudia Opitz-Belakhal, Professorin für jüngere Geschichte an der Universität Basel. 

Ihre Begründung: Die epochenspezifischen Lebensbedingungen waren bedeutsamer für die Identität und Handlungsmöglichkeiten der Menschen als geschlechterspezifische. «Nehmen wir eine Adlige im 16. Jahrhundert. Die hatte eine völlig andere Vorstellung von sich und ihrer Rolle als Frau als ich als Professorin heute.» Mit anderen Worten: Es sei wichtig, die Kategorie «Frau» nicht als unveränderlich zu betrachten.

Gleichwohl findet Opitz das neu erwachte Interesse an historischen Frauenfiguren legitim. «Es ist wichtig, dass wir uns als Wissenschaftler*innen die Frage stellen, weshalb es so viele Leerstellen in den Geschichtsbüchern gibt. Weshalb so viele Frauen nicht gefunden wurden, obwohl sie schliesslich existierten», so Opitz. 

Ein paar dieser Leerstellen wollen wir mit dem neuen Comic füllen. Den Anfang macht Katharina von Wattenwyl. Schon einmal was von dieser risikofreudigen Spionin gehört? Wenn nicht, dann empfehlen wir die erste Folge von «Kira und Kooki» in der vierten Kaleio-Ausgabe. Oder auch den Blog-Beitrag des Nationalmuseums. 

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